Fußball 23.07.2007
Mondiali Antirazzisti
Mondiali Antirazzisti Juli 2007
So spendet der neue Campingplatz (gefühlt kleiner als zuvor) zwar mehr Schatten und es gibt keine räumliche Verzehrung mehr, weil die Spielstätten nun kompakt nahe zusammen liegen und keine weite Wege zu den Sportstätten anfallen, mit Bologna ist eine Stadt in der Nähe die es erlaubt mal einen kleinen Ausflug dorthin zu machen, aber die typischen Probleme der Mondiali bleiben. Auch ist das akustisch wahnsinnige Amphitheater als Konzertarea nicht mehr und leider gibt es auch am neuen Ort die viel zitierte Testosteronbude. Weiter bleibt der Anspruch einzelner Personen und Gruppen dem Anspruch des respektvollen Umgangs miteinander zurück.
Nicht umsonst melden TeBe-Fans seit drei Jahren schon kein eigenes Team mehr an, sondern bilden Spielgemeinschaften oder schlüpfen ohne TeBe-Trikot bei anderen Teams unter. Damit sich das vielleicht auch mal wieder ändert, macht sich die Lila-Laune Gedanken wie es mit der Mondiali weitergehen könnte. Denn bisher ist es so, dass das Turnier wunderbar ist solange es Tageslicht gibt, aber sobald die Sonne untergeht, möchte man an jeden anderen Ort als diesen sein. Denn nicht nur wir, auch andere Teams (USP, Filmstadt Inferno), die ich als wichtig ansehe, fahren nicht mehr nach Italien.
Offiziell nahmen dieses Jahr wieder 204 (Fußball-) Teams und laut dpa-Meldung ca. 8000 Personen an der Veranstaltung teil. Es sollte in Zukunft mal darüber nachgedacht werden, dass die Teams begründen sollen, warum sie auf der Antira mitspielen wollen und auf eigene Antira/Antifa-Arbeit im Stadion/Umfeld verweisen. Da es sich um kein "Einladungsturnier" handelt, kann sich jede anmelden, egal ob sie das Motto verstanden hat oder nicht. Trotzdem kann ein wenig wert auf "Qualität" gelegt werden. Das geht mit dem antirassistischen Gedanken los, geht über zu anderen Antidiskriminierungsthemen und endet beim Leistungsprinzip. Wenn Schimpfwörter wie "schwul(er)" (u.ä.) als normal angesehen werden, ist es erschreckend, auch wenn die ersten Teams bereits nach ihrem eigenen ausscheiden im wahrsten Sinne des Wortes die Zelte abbrechen. Am Sonntagvormittag, dem letzten Turniertag - Beginn der Playoffs, war die Campingsite schon zur Hälfte geräumt. Auch war die Beteiligung der Teilnehmer an Workshops nicht besonders groß. Beim Workshop "Zukunft Mondiali" beteiligten sich ca. 15 Personen aus geschätzt fünf Vereinen. Auch die Möglichkeit der Selbstvorstellung in der "Piazza Antirazzisti" wird auch nur von einem Bruchteil der Gruppen wahrgenommen und sollte in Zukunft in einer Form verbindlich sein.
Warum die Beteiligung der Gruppen in diesen DIYs so gering ist muss sich der Veranstalter stellen.
Auch sollten einzelne Gruppen mal interne Militanzdebatten führen. Wenn diverse ostdeutsche Ultraszenen nichts anderes können als sich gegenseitig zu provozieren, andere dadurch nachts stundenlang auf dem Zeltplatz wachzuhalten und sich am liebsten an die Gurgel zu gehen, sollen sie sich bitte bei nächster Gelegenheit auf einem Parkplatz treffen und die restlichen Teilnehmer von diesem Müll verschonen.
Aber auch andere Gruppen haben ein Gewaltproblem. Im Mondialikino, einem netten kleinen Ort, wo sich geschaffte/gestresste/Ruhe suchende Teilnehmer größtenteils interessante Filme ansehen können. Leider u.a. auch griechische (Gruppen-)Selbstporträts, wo der Betrachter unmittelbar sich emotional auf die Seite der Staatsmacht wendet, da die dargestellte Gewalt so etwas von sinnlos ist, das alles andere irrational wäre. Weiter sind viele Filme ohne Subtitles, so dass immer nur bestimmte "Volksgruppen" im Kino sitzen.
Vielleicht sollte mit der Anmeldung einer jeden Gruppe ein Teamleader/Verantwortlicher benannt werden, damit die Orga diese Gruppen direkt und besser ansprechen kann. Diese Person sollte während des Turniers auch für die Orga erreichbar und auffindbar sein. Auch sollten die Gruppen mehr verpflichtend in Arbeitsabläufe eingebunden sein und dies auch gleich bei der Anmeldung mitgeteilt bekommen. Es kann eigentlich nicht angehen, dass seit Jahren immer die gleichen zwei, drei Teams am Morgen das Gelände aufräumen.
Die diesjährige Testosteronbude blieb allerdings den letztjährigen "Erwartungen" zurück. Entweder gab es eine spezielle Ansage, keine vereinsbezogenen Lieder von sich zu geben oder es gibt eine europaweite Adaption von "schala, schala, la"-Chants, die alle vertretenden Ultraszenen/Gruppen infiziert hat. So wurde außer "Antifa-Hooligans" (welch ein Schwachsinn), "Scheiß Polizei" und oben genannten Chants nichts weiter gesungen (gähn!). Es hätte das ganze Spektakel auch früher ein Ende gefunden, wenn es so etwas wie eine Sperrstunde geben würde, auch sollte Bier nicht gleich am Morgen als Ersatz für Kaffe und Tee verkauft werden. Vielleicht ergibt sich daraus auch eine höhere Workshopteilnehmeranzahl. Generell sollte auf den Ausschank von Hardalkoholika verzichtet und der von "normalem" Alkohol auf den späten Nachmittag verschoben werden.
Weiter fände ich es gut, wenn das Frauenturnier einen höheren Stellenwert bei dieser Veranstaltung haben würde. Sprich in einer strickten Veranstaltungs- und Fußballpause. Zumindest sollten wichtige Workshops nicht mehr zeitgleich mit diesem Turnier stattfinden. Es hat sich in den letzten Jahren bereits als Highlight entwickelt, denn einerseits ist das Turnier überschaubar, der Ehrgeiz nicht so hoch (die Endspiele werden noch gespielt) und es macht einfach Spaß eine "Randsportart" in den Mittelpunkt zu holen.
Der Veranstalter sollte besser darauf hinweisen, bei welchen Teams es sich um eingeladene handelt und auch irgendwie eine Veranstaltung mit ihnen planen. Sollte es sich dieses Jahr bei dem bosnischen Team um ein Einladungsteam gehandelt haben, hatte dies wohl den miesesten Symphatiewerte aller teilnehmender Mannschaften, weil nicht vermittelt werden konnte, warum die "Jungs" da sind und was so ein Turnier bedeutet.
Die Veranstalter geben sich Mühe, auch wenn es immer ein paar kleine Mängel geben wird, dem ganzen einen würdigen Rahmen zu geben, nur nehmen die Teilnehmer es zu wenig an, weil sich viele lieber im (Proll-)Urlaub fühlen anstatt auf einem Vernetzungstreffen.
z.toni
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