Fußball 14.05.2004

Wie ein Pfropfen auf der Flasche

Selbstverständlich sind die Babelsberger sympathischer als die Hertha Amateure. Die Fans wissen sich auswärts, genauso wie zuhause gepflegt schlecht zu benehmen, fürchten weder die Honoratioren des NOFV im eigenen Stadion, noch Geschmacklosigkeiten auf fremden Bahnhöfen. Lernt man sie persönlich kennen, merkt man schnell, dass viele von denen echt nett sind und Nazis genauso wenig mögen wie man selbst. Ihre Hütte bekommen sie in dieser vom Publikum recht vergessenen Liga immer schick voll, auch wenn ich gespannt bin, ob sich die Zuschauerzahlen in Potsdam auf Dauer nicht genauso traurig im langjährigen Oberligaeinerlei entwickeln wie in Neuruppin oder bei uns in Charlottenburg. Ein Aufstieg könnte dagegen helfen. Aber wer steht dem im Weg? Hertha Amateure.

Schönberg ist schön. Die Menschen reden angenehm Norddeutsch, so dass man kaum mehr etwas vom sächsischen Einfluss bemerkt. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion gibt es zwei hervorragende Schnitzelwirtschaften zu wirklich fairen Preisen. Jedem Fan ist der große Popcorneimer mit Vereinsemblem in bester Erinnerung: ein gelungenes Merchandising. Jahrelang bemühte sich der Vereinsvorstand um den Aufstieg, baute mit Umsicht eine schlagkräftige Truppe auf. Man zog sogar in die erste Runde des DFB- Pokals ein und schlug sich recht wacker. Doch wer stand dem Aufstieg immer entgegen? Dann eines schönen Tages in 2003 erreicht man mit unserer Hilfe endlich die Relegation gegen FC Sachsen Leipzig und verliert. Und wer ist daran Schuld? Die Hertha Amateure.

Wie ein Pfropfen auf der Flasche stehen die Hertha Amateure allen ambitionierten Teams im Wege. Stehen sie in der Tabelle vorne, lassen sie einen nicht vorbei, sind sie ausnahmsweise hinter einem, klappt's auch nicht. Nicht die fiese Relegation macht diese Liga zur Sackgasse, sondern die Hertha Amateure. Sie interessieren keinen Menschen, selbst wenn sie gespickt mit Stars, bekannt aus Funk und Fernsehen, erscheinen. Sie haben immer Geld und trotzdem baut ihnen der Senat (von was eigentlich?) ein neues, feines Amateurstadion für 4500 Personen. Soviel Zuschauer bekommt ja kaum die Loveparade in Berlin zusammen! Und typisch Berliner Filz! Auf Nachfragen der Redaktion, warum der Senat den Hertha Amateuren ein neues Stadion baut, bekamen wir die lapidare Antwort, dass für die Fußball WM 2006 ein Rugbystadion benötigt wird. Hallo, ihr Verwalter des Untergangs, merkt ihr noch was? Das ist eine Fußball- WM, ja richtig, da wird mit runden Bällen gespielt!

Ja, die Hertha Amateure, sie wollen aufsteigen mit aller Macht. Heimlich trainiert ein gewisser Michael Preetz wieder, der eigentlich schon längst ausgemustert ist. Aber nicht, wie man meinen sollte, um der abstiegsbedrohten 1. Mannschaft zu helfen. Nein, schreibt die Berliner Zeitung! Er soll den Amateuren helfen, falls am Ende doch noch ein Punkt fehlt. Ist das besonders sportlich, alte Männer auf die Brandenburger Äcker zu schicken, wo man nach wie vor eine handwerklich gut gemachte Blutgrätsche einem filigranen Dribbling vorzieht? Und wenn ihr dann wie immer die Meisterschaft im Sack habt, was macht ihr dann? Ihr verkackt die Relegation: Nicht zum ersten mal, nicht zum zweiten mal- es ist schon der dritte Versuch. Und wieder werdet ihr die Hosen voll haben und als zweiter Sieger vom Platz schleichen.
Aber an uns soll's nicht liegen. Wir drücke euch die Daumen, so fest wie wir nur können. Bitte, bitte, steigt auf und lasst uns endlich in Frieden in unserer Gurkenliga.

Wenn ihr euch schon nicht so anständig wie die Hansa Amateure benehmen könnt, die zwar immer oben mitspielen, aber niemanden dank permanenter Relegationsverweigerung im Wege stehen, dann verschwindet doch endlich. Nehmt euer regionalligataugliches Stadion und messt euch mit den Amateuren von Borussia Dortmund. Die verstehen euch besser, als wir es je könnten.

jok

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